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Panspermia (Sims, Karl), 1990Galápagos (Sims, Karl), 1997Sonomorphis (Lintermann, Bernd), 1998
 
 
 

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genetischen Bildern seiner Computeranimation »Panspermia« Aufsehen erregte. Die mehrfach ausgezeichnete Animation, die Konzepte wie Chaos, Evolution, Komplexität und Theorien der Entstehung von Leben thematisiert, ist zugleich eine bemerkenswerte, künstlerischwissenschaftliche Visualisierung. Noch eindrucksvoller kommen die darwinschen Prinzipien der Evolution in Sims non-immersiver Installation »Galápagos« von 1997 ins Bild, die heute in der ständigen Sammlung des ICC in Tokio zu sehen ist. Tendenziell bewegt sich die Generationenfolge der künstlichen Biosphäre hierbei immer komplexeren Formen entgegen. Unattraktive Formen bestrafen die Besucher durch Nicht-Auswahl – unwiederbringliche Vernichtung. Das kreative Moment und die Option, den virtuellen Möglichkeitsraum für die Evolution potentieller Kreaturen zu durchmessen, erhalten die Besucher durch ihr Privileg der Kreuzung zweier Organismen. Die Ahnung der unendlichen Variantenvielfalt virtueller Kreaturen, welche die Evolution für das Leben bereit hält, jener Hyperraum des Möglichen, in seiner schier unendlichen Dimension, die niemals intellektuell vollständig zu erfassen ist, lässt

 

sich vielleicht am treffendsten mit der ästhetischen Kategorie des Erhabenen im Sinne von Edmund Burke benennen.[44] Die Visualisierung dieses Abstraktums ist es, welche »Galápagos« aus der jüngsten Welle interaktiver Installationen hervorstechen lässt.

Varianz und Erweiterung erfuhr das Konzept spielerischer Kombinatorik durch die fast zeitgleich am ZKM entstandene Installation »SonoMorphis« (1998) von Bernd Lintermann und Torsten Belschner. Auch im Bildraum von »SonoMorphis« lassen sich immer neue, auf genetischen Algorithmen basierende biomorphe Körper ›schöpfen‹. Lintermann versetzt die artifiziellen Wesen in permanente Rotation und unterstützt die räumliche Wirkung durch Stereosound, der gleichfalls auf Zufallsprozessen beruht und beabsichtigt die interaktive Struktur der Installation flexibel, wie ein Instrument, zu begreifen, ein Instrument, das sich in diesem Fall aus visuellen und akustischen Komponenten zusammenfügt. 10 hoch 80 verschiedene Formen sind möglich, womit er eine Analogie zur Anzahl aller Atome des Weltalls zieht. Wie dem auch sei, die Anzahl der möglichen Varianten ist in »SonoMorphis« unvorstellbar komplex und nicht im Ansatz erfahrbar.

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