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TV Hijack (Burden, Chris), 1972Rape (Lennon, John; Ono, Yoko), 1969Chris Burden Promo (Burden, Chris), 1976
 
 
 

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einer Talkshow eingeladen wird, nimmt er vor laufenden Kameras die Moderatorin als Geisel und droht sie mit einem Messer umzubringen, wenn die Sendung unterbrochen wird. Nach dem damals gängigen Modell der terroristischen Flugzeugentführung bringt Burdens Aktion »TV Hijack« eine Live- Sendung in seine Gewalt.[62] Ähnlich wie die politische Aufbruchsstimmung der 1960er Jahre nach ihrer Enttäuschung in der Radikalisierung endet, wird hier jeglicher Utopie einer friedlichen Symbiose von Kunst und Massenmedien eine Absage erteilt. Von vergleichbarer Radikalität ist John Lennons und Yoko Onos Film »Film No. 6, Rape«, 1969 vom ORF produziert und gesendet, in dem eine nicht vorgewarnte zufällige Passantin von einem Kamerateam auf der Straße verfolgt wird, dem sie entkommen will, das ihr aber schließlich bis in ihre Privaträume folgt.

Die konsequente Fortsetzung bilden eine Reihe von Werbespots, die Burden auf eigene Kosten zum üblichen Minutenpreis schaltet. Der bekannteste »Chris Burden Promo« besteht nur aus den Schriftzügen »Leonardo da Vinci, Michelangelo, Rembrandt, Vincent van Gogh, Pablo Picasso, Chris

 

Burden« und endet mit »© 1976 paid for by Chris Burden – artist«. Der Spot läuft in Los Angeles und New York über zwanzig Mal im normalen Werbeblock zu guter Sendezeit. Die ersten fünf Künstlernamen sind laut einer Statistik die bekanntesten in den USA, und Burden »überzeugt mehrere Sendermanager, dass mein Name ›Chris Burden‹ auch der Name eines Art Business ist, also verkauften sie mir Sendezeit«.[63] Der inszenierte Größenwahn dieses Spots steht für die Hybris jedes Künstlers,der glaubt, über das TV seine Botschaft verbreiten zu können und damit eine Berühmtheit zu erlangen, welche den im Vergleich zum Massenmedium marginalen Kunstkontext übersteigt. Dass bei einem zufälligen Zuschauer durch den Spot Interesse für Chris Burden geweckt würde, ist offensichtlich eine völlig lächerliche Hoffnung. Doch ohne dass jemand diese Sendung gesehen haben muss, trägt sie im Kunstkontext zu Burdens Bekanntheit bei, da »Promo« unter anderem 1977 auf der documenta 6 gezeigt wird. Die Fernsehsendung funktioniert also nur als Konzept, also letztlich symbolisch, aber nicht als Werbung durch die reale Wirkung des Massenmediums.

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