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Le Retour à la Raison (Ray, Man), 1923Berlin. Die Sinfonie der Großstadt (Ruttmann, Walter), 1927
 
 
 

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Von der Kritik werden diese Animationsfilmexperimente neben Kommentaren zur mangelnden technischen Perfektion auch durchaus positiv aufgenommen, da ihnen ein großes Innovationspotenzial zugeschrieben wird. Den Künstlern geht es dabei weniger um die Entwicklung narrativer Möglichkeiten als um die Ausdehnung ihrer ästhetischen und zumeist abstrakten Untersuchungen in dem neuen Medium Film.[10] Für »Le Retour à la Raison«, der bereits 1923 anlässlich der »Soirée Dada du Cœur à Barbe« in Paris entstand, »streute Man Ray Gewürze, Nadeln, Reißnägel auf das Negativ, belichtete es und setzte seine ›Rayogramme‹ in Bewegung«.[11] Dieser Transformationsprozess, reale Objekte durch ihre direkte Belichtung ohne den Einsatz einer Kamera in bewegte Filmbilder zu übertragen, verändert die Beschaffenheit filmischer Darstellungsweisen, die bis dahin vor allem reproduktiv waren. Der Film wird direkt zum Trägermedium der Bildinformation und dient somit nicht mehr als Abbildungsmedium einer äußeren Realität.

Auch im futuristischen Film[12] experimentieren Künstler zum Teil mit nicht-gegenständlichen Ausdrucksweisen und setzten das Filmmaterial

 

Manipulationen wie dem Zerkratzen oder Bemalen der Materialoberfläche aus. Doch die Animationstechnik, die größtenteils mit der Hand ausgeführt werden muss, macht die Produktion rein abstrakter Filme sehr aufwändig. Schon wenige Jahre später entstehen filmische Kompositionen wie Walter Ruttmann's »Berlin. Die Sinfonie der Großstadt« (1926–1927), die kein abstraktes Filmmaterial mehr zur Grundlage haben, sondern dokumentarische Filmaufnahmen nutzen und von einer starken Rhythmisierung der Bilder getragen werden. Das Aufkommen des Faschismus und die schlechte wirtschaftliche Lage haben alsbald ebenso zum Ende des abstrakten Films in Deutschland beigetragen wie der »Mangel an Kooperation und Solidarität« innerhalb der Avantgardebewegung und die »Ungeduld mit den Schwierigkeiten einer neuen Technik«.[13]

Die Tendenz, sich mit den materiellen Grundlagen des Films auseinanderzusetzen, wird Anfang der 1970er Jahre mit dem strukturellen Film, der ausdrücklich seine Form zum Inhalt macht, wieder aufgegriffen. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Betonung des Materialcharakters von Film und die Untersuchung

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