Hinweis: Wenn Sie diesen Text sehen, benutzen Sie einen Browser, der nicht die gängigen Web-Standards unterstützt. Deshalb wird das Design von Medien Kunst Netz nicht korrekt dargestellt. Die Inhalte selbst sind dennoch abrufbar. Für größtmöglichen Komfort und volle Funktionalität verwenden Sie bitte die empfohlenen Browser.
 
Jeffrey Shaw »Place-Ruhr« | Place-Ruhr (von oben)
Jeffrey Shaw, »Place-Ruhr«, 2000
Place-Ruhr (von oben) | © Jeffrey Shaw


 
Jeffrey Shaw »Place-Ruhr« | Place-Ruhr (von oben)Jeffrey Shaw »Place-Ruhr« | Place-Ruhr (Installationsansicht)Jeffrey Shaw »Place-Ruhr« | InstallationsansichtJeffrey Shaw »Place-Ruhr« | Jahrhunderthalle, BochumJeffrey Shaw »Place-Ruhr« | Alte Radrennbahn, Dortmund, Hoesch ParkJeffrey Shaw »Place-Ruhr« | Villa Hügel. EssenJeffrey Shaw »Place-Ruhr«Jeffrey Shaw »Place-Ruhr« | Flashfilm abspielenJeffrey Shaw »Place-Ruhr« | Flashfilm abspielenJeffrey Shaw »Place-Ruhr« | Flashfilm abspielen
Interaktive Computer-Grafik-Videoinstallation, kreisförmige Leinwand, rotierende Plattform, 1 Projektor, Bedienungs-Interface | Ton: Torsten Belschner (sound design) | Software: Adolf Mathias, Andreas Kiel | Hardware: Huib Nelissen | Computergrafik/Video-Installation
 

 Jeffrey Shaw
»Place-Ruhr«

In dieser Arbeit kann der Betrachter eine dreidimensionale virtuelle Umgebung erforschen, die panoramisch durch eine sinnbildliche Konstellation von Orten und Ereignissen erzeugt wird. Die Installation besteht aus einer rotierenden Plattform, über die ein Betrachter ein projiziertes Bild interaktiv auf einer großen kreisförmigen Projektionsfläche bewegen kann. Die virtuelle Landschaft enthält elf fotografische Zylinder, die bestimmte Orte des Ruhrgebiets zeigen. Der Betrachter kann in diesem dreidimensionalen Raum navigieren und die panoramischen Zylinder betreten. Sobald der Betrachter sich innerhalb eines Zylinders befindet, umschließen ihn die Projektionsfläche vollständig ausfüllenden Bilder wie in einer Surround-Filmvorführung: Eine zuvor aufgezeichnete Situation wird somit zu einem immersiven Ereignis, in das der Betrachter eintaucht.
Jeder dieser elf Orte definiert seine Identität durch die Szenographie seiner jeweiligen sowohl künstlichen als auch wirklichen Umwelt. Zugleich ist jeder Ort mit einem zeitlich genau bestimmten und eigens inszenierten Ereignis verbunden. Diese Ereignisse haben eine Dauer von ungefähr einer Minute und werden in Schleifen kontinuierlich wiederholt. Auf ähnliche Weise wiederholen sich auch die landschaftlich gestalteten Architekturen der elf Zylinder unendlich in alle Richtungen. In die Grundstruktur dieser Landschaft ist schematisch der »Baum des Lebens« der Kabbala eingezeichnet. Auf dieses Schema beziehen sich nun figurativ die Zylinder, die für elf bestimmte Orte des Ruhrgebiets stehen. Das Schema des »Baum des Lebens« ist wiederum mit einem Plan tatsächlicher, unter Tage liegender Bergwerksschächte in der Gegend von Dortmund verbunden.
Auf der Plattform ist an einer Säule eine Unterwasservideokamera angebracht. Dieses Gerät ist die interaktive Benutzerschnittstelle: Der Betrachter kann über die Tasten und Funktionen seine eigenen Bewegungen im virtuellen Raum steuern und die Rotation der Plattform sowie des projizierten Bildes auf der kreisförmigen Projektionsfläche bewirken. Ein im Kameragehäuse befindlicher kleiner Bildschirm zeigt den Grundrissplan der virtuellen Umgebung und den jeweiligen Standort des Benutzers innerhalb dieses Plans.
Ein Mikrofon oben auf der Schnittstellenkamera nimmt jedes Geräusch auf, das der Betrachter verursacht. Diese Klänge werden auf der Projektionsfläche als kontinuierlicher Strom sich bewegender dreidimensionaler Wörter und Sätze wiedergegeben. Diese angezeigten Texte entspringen zwar stets dem Zentrum der Fläche, doch ihre eigentliche physische Anordnung innerhalb der virtuellen Umgebung wird durch den Pfad bestimmt, den der Betrachter durch seine Bewegungen definiert. Die Texte werden für insgesamt fünf Minuten angezeigt. Während dieser Dauer verblassen sie zusehends, bis sie schließlich ganz verschwinden. Doch dabei bilden sie eine Spur des Betrachters und eine, wenn auch flüchtige, Erinnerung seiner Präsenz an diesem Ort.
Die Installation ist dem Ruhrtal gewidmet – den vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Verwandlungen seines geographischen und geologischen Erbes in einen Schauplatz, der durch die Bedürfnisse des Menschen stets und auch weiterhin tiefgreifenden Veränderungen unterworfen sein wird.

 

ZKM/Future Cinema