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Archiv – post/fotografisch.
Jens Schröter
 
 
 
 
 

 

Einleitung: Vom Archiv zur Übertragung.

1839 schrieb Jules Janin in einem der frühesten Kommentare zur Fotografie (damals Daguerreotypie), diese sei »das treue Gedächtnis aller Denkmäler, aller Landstriche des Universums; […] die unablässige, spontane, unersättliche Reproduktion der hunderttausend Meisterwerke, die die Geschichte auf der Oberfläche der Erde errichtet bzw. umgestürzt hat.« [1] In der Tat ist die Fotografie – als ein Medium, das erstmals die automatische Speicherung visueller Daten ermöglichte – von Beginn an mit dem Archivgedanken verknüpft. Der Zusammenhang von Fotografie und ›Archiv‹ ist mithin einer der zentralen Parameter jenes fotografischen Zeitalters, das sich in unserer ›post-fotografischen‹ Gegenwart dem Ende entgegenneigt. ›Archiv‹ sei hier in aller Kürze definiert als Ort und Struktur, die der Sicherung, Aufbewahrung und Ordnung für wichtig befundener Objekte und Dokumente dient. Als solches ist »das Archiv die Voraussetzung dafür, dass so etwas wie Geschichte überhaupt stattfinden kann.« [2]

Die Frage nach dem Archiv – genauer genommen danach, was ein ›Archiv‹ in einer konkreten

 

historischen Konstellation ist – stellt immer auch die Frage nach der Übertragung. Das ist mitnichten sofort einleuchtend, scheinen doch die Medien der Übertragung (zum Beispiel das Telefon) keineswegs jene der Speicherung (zum Beispiel Schallplatte) zu sein. Aber muss nicht jedes gespeicherte Datum selbst übertragen werden können, um Zugriff auf das Archiv zu erlauben? Die Fernleihe an Bibliotheken ist ein Beispiel: Wird nicht das bedruckte Papier oder doch wenigstens – wie heute unter JASON [3] allgemein üblich – ein gescanntes File übertragen, so ist kein Zugriff auf ein räumlich entferntes Archiv möglich. Ja, mehr noch: Wie der Verweis auf JASON deutlich macht, kann gerade der Übergang zu digital(isiert)en Archiven als eine Umordnung der Konfiguration von Archiv und Übertragung verstanden werden. Ein Archiv im Internet ist nichts, wenn seine Daten nicht zu meinem Rechner übertragen werden können. Oder wie es Wolfgang Ernst pointiert formuliert: »[W]ir befinden uns in einem medial induzierten Übergang von der speicher- zur übertragungsorientierten Kultur.« [4] Der folgende Beitrag wird sich insbesondere damit beschäftigen, wie künstlerische Strategien auf diese

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