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Themenicon: navigation pathFoto/Byteicon: navigation pathArchiv - post/fotografisch
 
The Pencil of Nature (Talbot, Henry Fox), 1844
 
 
 

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Umbrüche von der fotografischen Archivierung zur post-fotografischen Übertragung reagieren. »Die Avantgarde ist in Bewegung, während der Alexandrinismus erstarrt ist. Und genau dies rechtfertigt die Methoden der Avantgarde und macht sie notwendig« [5] , schrieb der Kunstheoretiker Clement Greenberg schon 1939. Versteht man ›Alexandrinismus‹ hier als Metapher für das turmhoch aufgehäufte und funktionalisierte Fotoarchiv, so müssten verschiedene Strategien der von Greenberg so emphatisch beschworenen ›Avantgarde‹ gerade darin liegen, dieses Archiv abzutragen – einer »De-Sedimentierung«, um einen Begriff Derridas aufzugreifen, zu unterziehen – und mithin umzuformen, aufzusprengen, fraglich zu machen. Dies scheint gerade in den letzten Jahren erkannt worden zu sein. Das Archiv spielt eine zunehmende Rolle in künstlerischen Strategien und ihrer theoretischen Reflexion, wie zum Beispiel an zwei umfangreichen Ausstellungsprojekten und -publikationen der letzten Jahre – »Deep Storage« [6] und »Interarchive« [7] – deutlich wird. Dass diese Intensivierung der Diskussion um die Rolle des Archivs schon in die ›post-fotografische‹ Phase fällt,

 

lässt sich möglicherweise selbst als ein Symptom für dessen Umordnung ansehen.

Zuvor soll jedoch der Beginn dieses Bündnisses von Fotografie und Archiv kurz rekapituliert werden. Ich werde zunächst vier exemplarische archivische Gebrauchsweisen der Fotografie, die sich bereits im 19. Jahrhundert entwickelt beziehungsweise herauskristallisiert haben, darstellen, um dann die Veränderungen unter dem Vorzeichen des Digitalen zu erläutern.

Von der Materie abgelöste Form – das »Denkmälerarchiv Fotografie«

William Henry Fox Talbot bemerkte 1844 in »The Pencil of Nature«, dem ersten Fotobuch überhaupt, dass die Kamera »in ein paar Sekunden die schier endlosen Details gotischer Bauwerke abzeichnet«. [8] 1851 wurde auf Beschluss der Commission des Monuments historiques die ›Mission Heliographique‹ organisiert. Namhafte Fotografen der Zeit wie Hippolyte Bayard oder Édouard Baldus wurden beauftragt, in verschiedene Regionen Frankreichs zu reisen, um Aufnahmen von Baudenkmälern zu machen.

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