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Das imaginäre Museum (Malraux, André), 1950
 
 
 

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›großen Bank der Natur‹ (wie er bezeichnend formuliert, s. u.), also die Fotografien auf Fotopapier, selbst alle Zeiten überdauern – wie auch Meydenbauer, dessen Archiv »für alle Zukunft« [14] angelegt sein sollte. Für heutige Archivare ist diese Annahme leider keineswegs so selbstverständlich. [15]

Das Archiv der Kunst – das imaginäre Museum

Die Reproduktion von ›Kunstwerken‹ wurde von Anbeginn an als mögliches Betätigungsfeld der Fotografie gesehen. So hatten einige der frühesten Versuche zur Entwicklung der Fotografie durch Nicephore Niépce schon der Reproduktion von bereits existierenden Bildern gedient (vgl. Susanne Holschbach: »bFoto/Byte. Kontinuitäten und Differenzen zwischen fotografischer und postfotografischer Medialität«, den Abschnitt Technische Reproduzierbarkeit). Auch in »The Pencil of Nature« von Talbot waren schon zwei Fotografien von einer Büste enthalten. Die Folgen dieser Entwicklung können kaum hoch genug eingestuft werden: Wie bereits Walter Benjamin betont hat, ist die im 19. Jahrhundert und auch 20. Jahrhundert immer wieder diskutierte

 

Frage, ob die Fotografie (und später der Film) eine Kunst sei, zweitrangig gegenüber derjenigen danach, »ob nicht durch die Erfindung der Photographie der Gesamtcharakter der Kunst sich verändert habe«. [16] Eine zweite, damit eng verbundene Frage ist, wie das entsprechende fotografische Archiv das Wissen von der Kunst(geschichte) restrukturiert.

Einige Konsequenzen dieser Transformation hat der ehemalige französische Kulturminister André Malraux in seinem 1951 erschienenen Buch »Les Voix du Silence« im indirekten Anschluss an Heinrich Wölfflin, Daniel Henry Kahnweiler und Walter Benjamin wirkmächtig formuliert. Seine Bezeichnung des durch fotografische Reproduktionen eröffneten Feldes als ›imaginäres Museum‹ wurde weithin bekannt. Malrauxs Museum ist imaginär, weil es nicht an einen Ort gebunden ist: Die fotografische Reproduktion zwingt nicht nur »zu einer Auseinandersetzung mit allen Ausdrucksmöglichkeiten der Welt […]« [17] – wie das Museum, sondern überschreitet jenes noch, weil es auch Kunstwerke enthalten kann, die an (unverrückbare) Architektur gebunden sind – wie zum Beispiel Fresken. Zudem mussten Kunstkenner zuvor herumreisen, um die Werke

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