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Themenicon: navigation pathKunst und Kinematografieicon: navigation pathBroodthaers
 
 
 
 
 

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Tat sehen wir, wenn wir genauer hinschauen, einen schwarzen Fleck auf Broodthaers’ Zeigefinger, als ob er sich mit Tinte aus einem Füllhalter beschmiert hätte. »Als ob«, doch nicht in Wirklichkeit, denn offenkundig hat Broodthaers das Bild nachträglich manipuliert. So werden wir erneut an die Performativität des Schreibens erinnert, das »immer nur eine Geste imitieren kann, die bereits vorgängig gegeben, die nie original ist.« [11] Und eine Geste, die wir zudem gleichzeitig als komisch und tragisch erfahren. [12]

Broodthaers’ filmisches Werk gleicht zweifellos der intertextuellen Beschaffenheit einer écriture, wie sie von Roland Barthes theoretisiert wurde. Seine Filme reichen über die Grenzen der Genres von narrativem Film, Dokumentarfilm und Experimentalfilm, ohne sich letztlich in eine bestimmte Kategorie einzufügen, und einzelne Filme wurden oft einem Prozeß des Rekombinierens und Recycelns unterworfen. Doch Barthes’ Modell der Performativität läßt sich in diesem Fall nur in eingeschränktem Maß anwenden. Wie wir sehen werden, ließ Broodthaers sich nicht von dem utopischen Aspekt einer écriture vereinnahmen, die keine andere Zeit außer der der Äußerung kennt – eine

 

Zeit, in der zudem jeder Text immerwährend hier und jetzt geschrieben wird. Im Gegenteil ist Broodthaers’ theatralische Geste nicht von der Vergangenheit abgeschnitten, vielmehr täuscht sie eine Rückkehr zu der, wenn man so will, Urszene des Kinos vor. Diese historische Dimension von Broodthaers filmischem Werk sollten wir nie aus den Augen verlieren.

2. Die Pfeife – Magritte und Foucault

Wenn ich nun den Rahmen unseres Blickfelds nochmals ein Stück erweitere, sehen wir an einer weiß getünchten Wand ein Arrangement von zwölf Objekten, darunter eine Pfeife, eine Rauchbombe, eine Uhr, einen Kalender, einen Spiegel, ein Rückspulgerät und eine Maske von derselben Art, wie Broodthaers sie auf dem Foto trägt. [Abb. 4] Jedes dieser Objekte ist mit einer Beschriftung wie »fig. 1«, »fig. 2«, »fig. 12« etc. versehen. Eine Truhe enthält nochmals zwölf Objekte, darunter das Buch von Sadoul. Schließlich steht an einer Wand ein kleines Klavier unter einem gerahmten Schild, das den zweisprachigen Titel dieses Kunstgebildes verkündet: »Musée – Museum«.

Die Mehrzahl dieser Objekte hatte Broodthaers

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