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Themenicon: navigation pathKunst und Kinematografieicon: navigation pathBroodthaers
 
 
 
 
 

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zuvor in seinen Filmen als Requisiten benutzt, unter anderem in einer Serie von kurzen Stummfilmen, die auf René Magrittes Gemälde »Ceci n’est pas une pipe« basierten. Der erste Film dieser Serie war »La Pipe (Magritte)«, entstanden im Jahr 1969. [Abb. 5] Er wurde mit einer stationären Kamera gedreht, die alle möglichen Kombinationen von einer leeren weißen Wand, einer Pfeife, einer Uhr und Rauchschwaden aufzeichnete. In diese Originalaufnahmen ließ Broodthaers nachträglich nach seinem bekannten System die Bezeichnungen »Figure I«, »Figure II« oder »Figures« einblenden. Auf der Ebene des individuellen Films, z.B. »La Pipe«, imitiert Broodthaers obsessiv, wenn nicht parodistisch, die kapitalistische Logik der Serienproduktion: Ein identisches Ding wird so lange wiederholt, bis alle Bewegung in dieser Identität verwischt. Was im Verlauf des Films wechselt, sind nur die Beschriftungen. Sie ersetzen die unmittelbare Erfahrung des Objekts, ähnlich wie Reklameslogans es tun, ohne dabei aber dieselbe beruhigende Illusion eines Inhalts zu bieten. Die instrumentale Sprache der Werbung, die Magritte zu seiner Zeit in abgeänderter Form zitierte, scheint nun sein Gemälde ganz

 

aufgesogen zu haben. »Die Materie hat sich verflüchtigt«, erklärte Broodthaers 1971, und »das Objekt ist nun das der gesprochenen, geschriebenen oder gefilmten Sprache.« [13] Tatsächlich verschwindet in diesem Film die Pfeife zeitweise im aufsteigenden Rauch; in einem figurativen Sinn könnte man auch sagen, dass das materielle Objekt hinter dem beschrifteten Bild einer Pfeife verschwindet. Die Pfeife ist, in Broodthaers’ Worten, als gefilmte Sprache repräsentiert. Doch das ist nicht alles.

Man könnte vermuten, dass der Betrachter die Materialität der statischen Pfeife immer noch registriert, wenn auch nur indirekt in dem diskontinuierlichen Stottern des Films mit seinen vielen abrupten Schnitten. Zudem können wir uns fragen, was die intrinsische Funktion dieser Pfeife ist. Was wir auf der Leinwand sehen, erscheint wie Bildmuster eines unwahrscheinlichen Films – eines Films ohne intrinsische Organisation und Richtung. Abgesehen von dieser internen Disseminierung der Figuren setzte Broodthaers aber auch einen externen Prozeß der Multiplikation in Gang, indem er die Aufnahmen von »La Pipe« unablässig neu kombinierte und somit weitere

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