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revolutionäre Waffe stecken, muss man sich die Äußerungen, die über ihre gesamten Veröffentlichungen verteilt sind, genauer anschauen. In einer der programmatischeren Aussagen, dem Schlussabschnitt des Artikels »Die Situationisten und die neuen Formen des Kampfes gegen die Politik und die Kunst«, tritt René Viénet dafür ein, dass die SI das Kino – »das neueste und ohne Zweifel nützlichste Ausdrucksmittel unserer Epoche« – als ein didaktisches, analytisches und kritisches Werkzeug nutzen muss: »Der Film eignet sich unter anderem besonders gut zur Untersuchung der Gegenwart als historisches Problem und zur Zerschlagung der Verdinglichungsprozesse. Selbstverständlich kann die historische Wirklichkeit nur im Laufe eines komplizierten Vermittlungsprozesses erreicht, erfaßt und verfilmt werden. […] Eine schwierige Vermittlung, wären die empirischen Tatsachen nicht selbst schon vermittelt; sie erwecken den Anschein der Unmittelbarkeit nur insofern und weil es einerseits am Bewußtsein der Vermittlung fehlt und weil die Tatsachen andererseits aus dem Bündel ihrer Bestimmungen herausgerissen, künstlich isoliert und in der klassischen Filmkunst mit dem Schnitt

 

schlecht verbunden worden sind. Gerade an dieser Vermittlung hat es dem vorsituationistischen Film gefehlt – mußte es ihm fehlen: ist er doch bei den sogenannten objektiven Formen stehen geblieben, bei der Wiederaufnahme politischmoralischer Konzepte, bei der schulischen Erzählmethode.« [18]

5. Die visuell-akustische Zweckentfremdung (détournement)

Viénets Auffassung von einem Filmmachen der SI nimmt die spezifischen Kapazitäten des Mediums in Anspruch (vor allem die fotografische Dokumentation, das Voice-Over und die analytische Montage), um den immer schon vermittelten Status der anscheinend unmittelbaren und »natürlichen Welt« zu enthüllen, die in dem klassischen bzw. vorsituationistischen Kino entworfen wurde. Die Gegenwart wird betrachtet als ein historisches Problem, Geschichte wird umgedeutet zu einem Problem der Darstellung, und vor allem wird die Methode der Darstellung selbst kontinuierlich einer kritischen Hinterfragung unterzogen. Diese Inszenierung von Vermittlung nimmt die Form einer Beschäftigung mit anderen Vermittlungen an, vor allem

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