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Themenicon: navigation pathKunst und Kinematografieicon: navigation pathDebord
 
 
 
 
 

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Verhältnisse erst noch realisiert werden mussten. Debord besteht gleichermaßen darauf – mit einer Formulierung, die auf verblüffende Art und Weise an Adornos »Ästhetische Theorie« erinnert –, dass »nur die wahre Negation von Kultur deren Bedeutung bewahren kann. Sie kann nicht länger kulturell sein. Dementsprechend ist es genau das, was in gewisser Weise auf dem Niveau der Kultur bleibt, allerdings mit einer vollkommen unterschiedlichen Bedeutung.« [12] Die Widersprüche und Gefahren einer radikal-negativen Kultur-Kritik, die trotzdem auf der Herstellung von (Anti- )Kunst-Objekten besteht, waren ein Thema während der anhaltenden polemischen Debatte innerhalb der Reihen der SI. Und doch waren sie sich dessen genau bewusst, was sie selber beschrieben haben als die: »[…] unklare und gefährliche Politik, deren Risiken die SI eingehen musste, indem sie darin einwilligte, innerhalb der Kultur zu agieren, während sie sich gegen das gesamte vorherrschende System dieser Kultur und sogar gegen die gesamte Kultur im Sinne einer separaten Sphäre wendete. Diese unnachgiebige oppositionelle Haltung und das dazugehörige Programm sind auch nicht weniger unklar

 

und gefährlich, weil sie dessen ungeachtet in der vorherrschenden Ordnung existieren müssen.« [13] Dieses strategische Zugeständnis wird wahrscheinlich nirgends deutlicher als im Verhältnis der SI zu dem am meisten davon betroffenen Medium, dem Film.

4. Situationistische Internationale und das Kino

Die erste offizielle Äußerung der Position der SI in Bezug auf das Kino taucht in einem Absatz in einem der ersten Artikel der ersten Ausgabe von IS aus dem Jahre 1958 auf, der bezeichnenderweise den programmatischen Titel »Für und gegen das Kino« trägt. [14] »Der Film ist die zentrale Kunstform in unserer Gesellschaft«, so steht es am Anfang des Leitartikels, und sowohl die formale als auch die anekdotenhafte Ausdrucksweise des Films wie auch seine materielle Infrastruktur sind »die beste Darstellung einer Epoche voller auf anarchische Weise nebeneinander gestellter Erfindungen (die nicht geordnet, sondern nur miteinander verbunden sind).« [15] Aber anstatt die außerordentlichen Kapazitäten zu nutzen, die sich dank der technischen Innovationen eröffnen – so heißt es weiter im Text –, bietet das Kino nur einen passiven

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