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Themenicon: navigation pathKunst und Kinematografieicon: navigation pathMulvey/Wollen
 
 
 
 
 

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bereits auf der Ebene eines »Metafilms« angelegt. Allerdings fokussieren Mulvey und Wollen nicht allein die Traditionen des Avantgarde-Films (das wäre ein Widerspruch in sich!). Ihnen schwebt vielmehr eine Fortschreibung, d.h. eine »Befreiung des Kinos« insgesamt vor, die auch das Zurücklassen der Unterscheidung von »orthodox cinema« (Hollywood) und »counter-cinema« der Avantgarden (Godard auf der einen Seite und die Coop-Bewegung auf der anderen) umfasst und einen neuen, anderen Begriff vom Kino zu gewinnen sucht, der über Godard/Coop und Hollywood hinausgeht. [8] Mulvey schreibt: »The alternative is the thrill that comes from leaving the past behind without rejecting it … in order to conceive a new language of desire« (Mulvey 1975/1986, 200). Wollen präzisiert, dass »das Kino« (das allgemeine Kino der Zukunft!) diese neue Sprache des Begehrens sein könnte: »the cinema offers more opportunities than any other art – the cross-fertilization … the reciprocal interlocking and input between painting, writing, music, theatre, could take place within the field of cinema itself. This is not a plea for a great harmony, a synesthetic gesamtkunstwerk in the Wagnerian sense.

 

But cinema, … [as] a dialectical montage within and between a complex of codes« (Wollen 1975/1982, S. 104). [9] Wollen schließt seinen Aufsatz mit einer Vorstellung vom Kino, die sich aus einem »complex of codes« zusammensetzt. Diese Formulierung verbindet ihn einmal mehr mit Freuds Überlegungen und Begriffen. Freud hatte (in Auseinandersetzung mit Jung) den allgemeinen Begriff »Vorstellungskomplex« (complex of ideas) aus dem Kontext der freien Assoziation für seine Idee des Ödipuskomplexes umgearbeitet, um die Gesamtheit von Liebes- und feindseligen Wünschen des Kindes gegenüber den Eltern zu beschreiben. Gleichzeitig reduziert er mit diesem Vorgehen die Vielschichtigkeit der Komplexe auf einen Kernkomplex, den Ödipuskomplex. [10] Obwohl sich die Kulturkritik Wollens und Mulveys gerade gegen die Engführung auf einen Ödipuskomplex ausspricht, argumentiert Wollen dennoch ganz ähnlich wie Freud mit einer akzentuellen Verschiebung für einen »Kinokomplex«. In diesem Kinokomplex könnten sich dann nicht nur die unterschiedlichen, einander widerstreitenden Diskurse der Künste begegnen. Auch die unterschiedlichen Auffassungen des orthodoxen

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