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Themenicon: navigation pathKunst und Kinematografieicon: navigation pathWüsten des Politischen
 
 
 
 
 

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Wüste als ›leer‹, und er füllte diese Leere mit einem Wüstentrainingszentrum, das 16.200 Quadratmeilen groß war.«[13] Ebenfalls in der Wüste des Südwestens wurden die Atombombentests der vierziger Jahre durchgeführt. Ereignisse und Aktionen in der »leeren« Wüste, heißt das auch, bleiben ohne Konsequenzen. Mensch und Material werden auf den Krieg vorbereitet; die Wüste dient als Arena des Probehandelns. Im Prinzip übernehmen Antonioni und die anderen Regisseure der Wüste dieses geostrategische Verständnis. Nur sehen sie in der Wüste kein Übungsgelände für militärische Waffensysteme, sondern ein Testfeld (mehr oder weniger explosiver) Lebensentwürfe. Die Wüste als Labor: Experimentiert wird mit existentiellen, ästhetischen und sozialen Modellen. Wobei die Wüste eine besondere Form der Deterritorialisierung zivilisatorischer Ordnungs- und Raumvorstellungen verspricht. Gilles Deleuze und Félix Guattari unterscheiden zwischen einem »gekerbten«, begrenzten Raum und einem »glatten«, entgrenzten Raum. Der »glatte« Raum, das ist die Wüste, die Steppe oder das Meer. Er wird bewohnt und besetzt durch die

 

Nomaden. »Die Nomaden sind da, auf der Erde, wann immer sich ein glatter Raum bildet, der alles zerfrisst und sich in alle Richtungen auszubreiten versucht. Die Nomaden bewohnen diese Orte, sie bleiben an diesen Orten und lassen sie in dem Sinne wachsen, wie man sagt, dass die Nomaden ebenso die Wüsten schaffen, wie die Wüste sie geschaffen hat. Sie sind ein Deterritorialisierungsvektor.«[14] Den Nomaden in der Definition von Deleuze und Guattari entspricht die indianische Urbevölkerung, für die Zabriskie Point im Death Valley ein mythischer Ort ist. Sie sind keine Touristen oder Stadtflüchtlinge, keine »Sesshaften« oder »Migranten«, sondern Role-Models der Hippiekultur bis in ihre exzessiven Verästelungen hinein: Suchte nicht Charles Manson 1968 im Death Valley obsessiv nach einem geheimnisvollen Wüstenvolk? Stundenlang harrte Manson vor Erdlöchern aus und wartete auf ein Lebenszeichen dieses Volks, das der Hopi-Mythologie zufolge in einer unterirdischen »dritten Welt« lebt.[15]

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