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Soft Cinema (Manovich, Lev), 2002
 
 
 

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Software ­ Soft Cinema ­ Soft Space

Doch betrachten wir noch einmal den traditionellen Museumsraum. Der White Cube isoliert das Ausstellungsobjekt von spezifischen räumlichen Kontexten und zielt damit auf Distanzierung und Reflexion auf neutralem Grund. Die Black Box oder besser: der Black Cube[58] operiert ebenfalls mit der Trennung vom Kontext (siehe die oft detaillierte und kontrollierte Ausstattung dieser Räume mit schall- und lichtdämmendem Material), die aber auch das Subjekt isoliert, um das sinnliche immersive Moment des ›Im-Bild- Seins‹ zu ermöglichen, das Reflexion meist erst im Nachhinein provoziert. Während einerseits das kinematografische Dispositiv in vielen Videoinstallationen wieder Einzug in die Museen gehalten hat und einer Re-Auratisierung des Kunstwerks dienlich ist, lässt sich parallel beobachten, dass nicht nur die Datenbank als kulturelle Form das digitale Zeitalter markiert, sondern auch das Archiv dessen Entsprechung im realen Raum ist. Ein mediales Archiv im Raum wird so zu einer Fülle von Optionen, die sich dynamisch immer neu konfigurieren.[59] Inwieweit sich die Museen auch den Visionen von

 

multisensorischen, fluiden Räumen öffnen werden, bleibt die Frage. Die unsichtbare Allgegenwärtigkeit von Software im realen Raum auch im kinematografischen wie architektonischen Sinn von »Soft Cinema« und modularen »Soft Spaces«, provoziert mit Sicherheit Widerstände, Revisionen und nostalgische Klagen.[60] Zurück zum Objekt, zur Malerei, zum Bild ­ jenseits der Abfolge der Rekursivitäten und Moden wird jedoch die Digitalisierung des musealen Raums nicht aufzuhalten sein. Dieses Faktum stellt sich nur besonders evident im Kontext der Medienkunst. Wenn es zugleich gelingt, eine Vielfalt von Formatierungen und damit auch Formen lebendig zu halten und die Effekte einer universellen Standardisierung unter dem Banner von MicroSOFT zu unterlaufen, dann wird auch Raum sein für all die Beispiele, die sich mit der Dysfunktionalität oder marginalen Nutzung von Apparaten, Maschinen und Technologien befassen und die ein ganz eigenständiges künstlerisches und poetisches Potential bewahren.