Hinweis: Wenn Sie diesen Text sehen, benutzen Sie einen Browser, der nicht die gängigen Web-Standards unterstützt. Deshalb wird das Design von Medien Kunst Netz nicht korrekt dargestellt. Die Inhalte selbst sind dennoch abrufbar. Für größtmöglichen Komfort und volle Funktionalität verwenden Sie bitte die empfohlenen Browser.

Themenicon: navigation pathBild und Tonicon: navigation pathAudiovisionen
 
Der Mann mit der Kamera (Vertov, Dziga), 1929Central Park in the Dark (Ives, Charles)Telefonkonzert (unbekannt), 1881
 
Telharmonium (Cahill, Thaddeus), 1906
 

icon: previous page

technisches Hindernis darstellte, wohingegen der Film mit Schere und Klebstoff relativ genau und einfach montiert werden konnte.

Die Collage etabliert sich um 1920 zuerst in der bildenden Kunst, obwohl doch auch das Grammophon schon längst die gezielte akustische Collage möglich gemacht hätte. Auch hier waren es vor allem praktische Nachteile des Grammophons, die diese Entwicklung verhinderten. Dziga Vertov unternahm um 1917, also lange vor seiner Anwendung von Montage- und Collage- bzw. Doppelbelichtungstechniken im Film »Der Mann mit der Kamera« vergleichbare Versuche mit Grammophonaufnahmen, gab sie aber aus Enttäuschung über deren schlechte Handhabbarkeit und Klangqualität auf und wandte sich stattdessen dem Film zu Stefan Amzoll, »›Ich bin das Ohr‹. Zum 100. Geburtstag des Klangpioniers«, in: Neue Zeitschrift für Musik, Januar/Februar 1996, S. 50–53. .

Überraschenderweise tritt die vordergründige Verwendung von Collagetechniken zum ersten Mal unabhängig von technischen Medien in der Musik auf. Charles Ives verarbeitete Eindrücke aus der städtischen Geräuschwelt schon 1906 in dem

 

Orchesterstück »Central Park in the Dark« [23] . Hier manifestierte sich eine Tradition der Gleichzeitigkeit musikalischer Stile, Klangelemente und Rhythmen, die sich über Bernd Alois Zimmermann und Heiner Goebbels bis in die gegenwärtige Medienkomposition fortschreibt.

Musikalische Tapete: Hintergrundmusik

Ebenfalls im Jahr 1906 knüpfte Thaddeus Cahill an die Praxis der seit den 1880er Jahren in vielen Großstädten verbreiteten ›Telefonkonzerte‹an, als er der Welt das »Telharmonium« vorstellte. Diese Entscheidung war vor allem einer wirtschaftlichen Überlegung geschuldet: keine andere Infrastruktur erschloss ähnlich viele potentielle Hörer wie das Telefon und damit die Möglichkeit, die immensen Kosten für das neuartige Instrument zu erbringen. Notgedrungen materialisierte er mit dieser weltweit ersten Maschine, die komplexe Klänge synthetisieren konnte und sogar musikalisch neudenkerische Ansprüche wie die Spielbarkeit in reiner Stimmung und beliebiger neuer Tonskalen vorsah, das Prinzip einer Musik, die mit Hilfe von

icon: next page