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Themenicon: navigation pathCyborg Bodiesicon: navigation pathMonströse Körper
 
Protein Lattice (Piccinini, Patricia), 1997
 
 
 

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synthetisch und irgendwie vertraut. In Serien wie etwa »Psycho« brachte Piccinini die in Australien bekannte TV-Persönlichkeit Sophie Lee ins Bild und ließ sie den missgestalteten, aber niedlich aufgemaschelten LUMP wie ein Kind im Arm halten. Wie die ›Mutter‹,so ist ihr LUMP immer schon Fetisch: Monster und Göttin als Projektionen derselben Fiktion des A-Normalen – Ideal und Verworfenes – und dessen völliger Verdrängung und Auflösung in der glatten, durchkalkulierten Oberfläche. In der 1997 begonnenen Foto- und Videoserie »Protein Lattice« tragen schöne weibliche Fotomodels jene durch die Medien bekannt gewordene Maus, der man auf dem Rücken ein menschliches Ohr wachsen ließ. Diese nackte Hybridmaus mit ihrer gigantischen Ohrmuschel und der unheimlichen Öffnung ins Innere des Körpers weist auch auf das weibliche Genital und nähert sich durch die inszenierte Nähe zum Model diesem buchstäblich an: Beide sind monströse Cyborgs.

In den Jahren 2000–2001 entwickelte Piccinini das Projekt »SO2«. Die SO2 (synthetic organisms 2) sind eine Art haarlose Maulwürfe oder Embryos – Hybride zwischen nicht entwickeltem Mensch und Tier, die

 

Piccinini in ihren digitalen Fotografien oder gar im Zoo auftauchen ließ. In der Fotografie »Waiting for Jennifer« sitzt ein junger Mann am Steuer seines Autos, neben ihm hockt tolpatschig hingelümmelt eines dieser nackten Monster. In der SO2-Serie gibt es keine weiblichen Geschöpfe mehr, sondern nur noch Monster und Männer. So hocken in »Social Studies« etwa drei kleine Rollbrett fahrende Jungs auf dem Boden und bestaunen ein Monster, das auf dem Parkplatz herumläuft, oder in »Kick Flip Ollie« sieht man ein solches Tier unbemerkt an den Jungs vorbeihuschen. Prekär an dieser Fotoserie ist, dass diese Monster bereits an Terrain gewonnen zu haben scheinen und zum Alltag gehören. Assoziationen zum Gewimmel von Mäusen und Ratten drängen sich auf, zu einer nicht endenden formlosen Masse von Fleisch und Haut. Nicht nur deshalb, weil die Frau in weiblicher Gestalt so offensichtlich abwesend ist, sondern darüber hinaus auch deshalb, weil diese formlos nackten, obszön anmutenden, potentiell unendlich wimmelnden Monstertiere eine strukturelle Ähnlichkeit mit dem Wuchernd-Abjekt-Mütterlichen haben, drängt sich die Vermutung auf, dass diese zwar hässlichen,

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