Hinweis: Wenn Sie diesen Text sehen, benutzen Sie einen Browser, der nicht die gängigen Web-Standards unterstützt. Deshalb wird das Design von Medien Kunst Netz nicht korrekt dargestellt. Die Inhalte selbst sind dennoch abrufbar. Für größtmöglichen Komfort und volle Funktionalität verwenden Sie bitte die empfohlenen Browser.

Themenicon: navigation pathFoto/Byteicon: navigation pathStandbild Bewegtbild
Podiumsgespräch zwischen Isabell Heimerdinger, Dieter Daniels, Susanne Holschbach und Kathrin Peters
Susanne Holschbach
 
Interiors (Heimerdinger, Isabell), 1997
 
 
 

 

Standbild Bewegtbild

Heimerdinger: Meine ursprüngliche Motivation für die Arbeit »Interiors« war, zu untersuchen, inwieweit der Horror oder die psychologischen Nuancen der Filme in den Sets schon drinstecken - was natürlich der Fall ist. Ich wollte aber sehen, wie weit das geht. Ich habe also die Räume, die als Hintergründe für die Aktion dienen, für die Betrachtung freigemacht. Eigentlich wollte ich in die Sets gehen, um vor Ort zu fotografieren, aber das war einfach nicht möglich. Das wäre viel zu aufwändig und langwierig geworden und ich fand den Weg über den Film selber dann interessanter.

Daniels: Die Erfahrung zeigt auch, dass die professionelle Standfotografie immer ein anderes Bild der Szene zeigt. Das ist nie identisch mit dem, was im Film zu sehen ist.

Heimerdinger: Ja, und hier kommt ja auch noch die Erinnerung des Betrachters mit hinein. Die Räume kommen einem ja auch vertraut vor, weil man den einen oder anderen Film gesehen hat.

 

Daniels: Es ist das Gefühl, als wäre man schon mal da gewesen oder hätte den Raum schon mal gesehen, und man weiß aber nicht mehr, wo und wie. Das ist ein interessanter fiktionaler Sprung. Man denkt sogar, man hat das erlebt, weil man den Film gesehen hat. Woher kommt also diese Erinnerung?

Holschbach: Hier könnte man auf die Differenz Standbild/Bewegtbild zu sprechen kommen. Bei den »Interiors«wird ja etwas gezeigt, was sich im Kino meist der Wahrnehmung entzieht. Man hat vielleicht eine Ahnung davon, kann es aber nicht genau festmachen. Das aus dem Film entnommene Standbild ermöglicht nun eine Analyse dessen. Kaja Silverman schreibt zu der Differenz von Film und Fotografie, dass der Film immer mit Amnesie verbunden ist: ein Bild löscht das vorhergehende aus. Die Fotografie ist dagegen ein analytisches Instrumentarium, mit dem ich etwas zerlegen kann.

Daniels: Daran will ich anknüpfen, und zwar auf einer allgemeineren Basis: In den 90ern ist die Auseinandersetzung mit Kino in der Bildenden Kunst eine Art Leitmotiv gewesen.

icon: next page