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Themenicon: navigation pathKunst und Kinematografieicon: navigation pathAkerman
 
 
 
 
 

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des klassischen Kinos nach Linearität und Einheitlichkeit der Struktur. Ihre Totalen und die langen inneren Monologe der Figuren führen zu einer Übersättigung der textlichen und erzählerischen Homogenität, wodurch ein rhythmisches Ungleichgewicht erzeugt wird, ein Makel im kostbaren Kräftegleichgewicht des klassischen Kinos. Akermans formale Treue zu Bresson, Dreyer, Yasujiro Ozu und Warhol erfordert ein Verständnis dafür, wie ihr non-didaktischer Antinaturalismus Anteil nimmt an der Verlagerung der Empfindlichkeit, die eindeutig in einer post-Godardschen Tradition steht. Akermans Weigerung, zwischen sich und anderen aus einer Position innerhalb des Kinos heraus die Vermittlerin zu spielen, liegt in ihrem Diskurs der Überfrachtung begründet, der die Isoliertheit und die Unabhängigkeit des Publikums herstellt: »Ich muss einen Ort für den Zuschauer/die Zuschauerin übrig lassen in all seiner/ihrer Verschiedenheit«, [29] sagt Akerman.

Eine problematisierte Linearität der Episoden oder Ellipsen und eine Bevorzugung der Unregelmäßigkeit gegenüber der Direktheit bei der Inszenierung ersetzen das direkte Hinterfragen der kinematografischen

 

Sprache und die direkte Ansprache des Publikums. Zentrales Thema bei dem Begriff »theatralisch« ist die Aufspaltung in zwei verschiedene Faktoren, die zur gleichen Zeit die Anerkennung beanspruchen: das Erscheinen des Zuschauers und das der dargestellten Szene. Beide stehen in Beziehung zueinander durch das Verhältnis des Getrenntseins oder der Vertrautheit, das zu jeder Zeit uneingeschränkt besteht. Und diese beiden Pole definieren ein Gravitationsfeld, in dem sich die Beschäftigung mit der dargestellten Szene vergleichen lässt mit dem eigenen Eingeständnis des Getrenntseins von der Szene, dies aber niemals auslöscht.

Die Darstellung aus dem Gleichgewicht zu bringen, indem man die alten Antithesen des Dramas von naturalistischer Versunkenheit und Künstlichkeit noch einmal nennt, heißt, die direkte Ansprache im Sinne von Godard misstrauisch zu betrachten. In den Filmen von Bresson, Dreyer, Rohmer, Handke, Straub und Huillet sowie Akerman wird die Selbstversunkenheit der Charaktere, während sie sprechen und dem anderen zuhören, bis zu dem Punkt übertrieben, an dem ihre Vortragsweise zu einer fast automatisierten Umsetzung

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