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Themenicon: navigation pathKunst und Kinematografieicon: navigation pathAkerman
 
 
 
 
 

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des Textes umgeformt wird. In Dreyers »Gertrud« geht die Rede einer Figur ständig über den Adressaten hinaus – »sie reden aneinander vorbei.« [30] Der verbale Diskurs wird verstärkt, und der Text befindet sich schwebend über den Körpern, wie es die Film-Musik zu tun pflegt. [31] »Es ist das erste Mal, dass ich dem Wort soviel Bedeutung habe zukommen lassen, und dies half mir, eine neue Gestaltungsform zu finden, die zwischen Theater und Film liegt.« [32]

Die Rolle des Textes

Genau wie Rohmer und wie Dreyer in »Gertrud« gesteht Akerman dem Text eine Bedeutung zu, wie es das konventionelle naturalistische Kino nicht tut. Es ist genau jene zentrale Rolle der verbalen Ansprache, ihr Übergewicht und ihre mangelhafte Einteilung, die den Eindruck von Theatralität in ihren Filmen hervorruft, das Aneinandervorbeireden genauso wie die Wiederverwendung von überflüssigem Dialog oder die versehentliche Ansprache der Figuren an das Publikum. Akermans Übertreibungen – die enorme Länge ihrer Einstellungen, ihr aufgeblähter oder komprimierter Dialog – beschwören eine zusätzliche materielle

 

Dimension der Darstellung, die in wesentlicher Hinsicht eng verwandt ist mit dem modernistischen, sich auf der zweiten Stufe befindenden Realismus von Bresson, Rosselini, Dreyer sowie Straub und Huillet. Dieses europäische Kino geht nach dem Grundsatz der Intensivierung des Diskurses vor. Es kann indirekte Erzählungen (oder zumindest literarische Eigenschaften) mit gesprochener Rede (»Pickpocket« 1959) verbinden; es dehnt den Dialog aus bis hin zu einem Austausch von Monologen (Straub und Huillets »Othon« 1969, Rohmers »Ma nuit chez Maude« 1969, »Les Rendez-vous d'Anna«); es verdoppelt Gestik und Vortrag (»Gertrud«) und spielt das gesprochene Wort gegen das geschriebene aus (»Diary of a Country Priest«). Mit der wichtigen Ausnahme des Werkes von Straub und Huillet funktioniert dieses vielschichtige Filmemachen dank der übergreifenden Struktur der Homogenität. Es sind jedoch die Filme von Bresson, die die Bedeutung dieser Intensivierungen für eine unterschiedliche Darstellung am besten verdeutlichen. Sein filmisches Werk erzeugt eine Überfrachtung, ein Verhindern einer psychologischen Interpretation, die der Wirkung von Akermans Filmen ähnelt. Sein

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