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Themenicon: navigation pathKunst und Kinematografieicon: navigation pathDebord
 
 
 
 
 

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von 1952 bis 1978 nicht weniger als sechs 35mm-S/W-Tonfilme gedreht hat und darüber hinaus eine ganze Reihe weiterer Filme geplant hat. [32] Auch wenn dies eine Überraschung zu sein scheint, ist es doch kein Zufall: diese Filme fanden nur wenige Zuschauer in Paris, sind in den USA gar nicht in die Kinos gekommen und haben bis vor einigen Jahren fast überhaupt keine filmkritische Literatur nach sich gezogen, mit Ausnahme einer Reihe mehr oder weniger zufälliger Rezensionen in Tageszeitungen. In gewisser Weise rührt das daher, dass es lange sehr schwierig war, die Filme überhaupt zu sehen. Bis Mitte der 1980er Jahre konnte man die Filme noch anschauen. Tatsächlich hat Debords Gönner und Freund Gérard Lebovici – ein französischer Filmproduzent, den er 1971 kennen gelernt hatte – Debords Arbeit nicht nur unterstützt, indem er das, was letztlich der situationistische Verlag war, Editions Champ Libre (der dann Editions Gérard Lebovici hieß), finanziert hat, er hat auch ein Kino gekauft – das Studio Cujas in Saint-Germain-des-Prés –, in dem die gesamte Filmproduktion Debords kontinuierlich und ausschließlich zu sehen war. Dies dauerte allerdings

 

nur bis zum Jahr 1984, als Debord, nachdem Lebovici auf mysteriöse und immer noch ungeklärte Art und Weise in einem Parkhaus in der Nähe der Champs Elysées ermordet wurde, plötzlich seine Filme als eine Geste des Protests und der Trauer zurückzog, die typisch situationistisch in ihrer Entschiedenheit war. Aufgebracht durch den Mord an seinem Freund und durch die Art und Weise, wie die Presse darüber berichtete, schrieb er den Artikel »Considérations sur l’assassinat de Gérard Lebovici« (Gedanken über die Ermordung von Gérard Lebovici), in dem er ankündigte, dass »die abscheuliche Art und Weise, in der die Zeitungen über den Mord berichtet haben, mich zu der Entscheidung gebracht haben, dass keiner meiner Filme jemals wieder in Frankreich gezeigt werden soll. Diese Abwesenheit wird die am ehesten passende Hommage sein«. [33]

Heutzutage erweisen sich alle Bemühungen, sich die Filme in Paris anschauen zu können, als sinnlos: der Verleih bestätigt zwar, dass er die Kopien besitzt, benötigt allerdings Debords Erlaubnis, um sie zu zeigen, und diese Erlaubnis ist nicht zu bekommen, aus Gründen, die man respektieren muss. [34]

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