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Themenicon: navigation pathKunst und Kinematografieicon: navigation pathDebord
 
 
 
 
 

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über ihre Aufführung in Frankreich respektierte, würde dies sicherlich eine interessierte Person wie mich nicht davon abhalten, die Filme außerhalb Frankreichs, z.B. in Deutschland, zu zeigen? – so schrieb ich ihm. Debords Antwort war – und zu meinem Erstaunen bekam ich tatsächlich eine Antwort, die der Beginn einer langen Korrespondenz und, später, Freundschaft war – , dass sein Insistieren auf Frankreich in seiner besonderen Verärgerung über die Reaktion der französischen Presse begründet lag: »Natürlich«, so schrieb er in seinem Brief vom 29. Mai 1987, »hätte ich sagen sollen: niemals mehr irgendwo«. Dieser Bann würde selbstverständlich nur Wirkung haben solange er noch lebe, denn man könne ihm schwerlich Vorwürfe für das machen, was geschieht, wenn er nicht mehr da ist. Das war in den späten 1980er Jahren – und obwohl ich schließlich die Filme doch zu sehen bekam, wenn auch auf Video, in Debords Sommerresidenz in Champot an der oberen Loire, dauerte es noch Jahre, bis ich erkannte, wie prophetisch dieser Brief war.

Am 30. November 1994, am gleichen Ort, wo ich das Privileg genossen hatte, Debords Gast zu sein und wo ich den ungehinderten Zugang zu den Filmen erhalten

 

hatte und viele Abende bis in die späte Nacht mit Diskutieren (und vor allem Trinken) verbracht hatte, nahm sich Guy Debord das Leben. Nicht einmal fünf Wochen nach seinem Tod, am 9. Januar 1995, sendete der kommerzielle französische Fernsehsender CANAL+ ein äußerst bemerkenswertes Programm: ein »abschließendes« für das Fernsehen gemachtes Werk, betitelt: »Guy Debord: Son Art et Son Temps«, das Debord mit der jungen Regisseurin Brigitte Cornand produziert hatte, und daran anschließend, sowohl den Film von 1973, »La Société du Spectacle«, und den Nachfolgefilm von 1975, »Réfutations«. In anderen Worten: Debords Filme wurden plötzlich nicht bloß gezeigt, sondern im Fernsehen gezeigt (und dies auf CANAL+, dem vielleicht kommerziellsten französischen Fernsehsender) mit dem Resultat, dass sie auf einmal als Videokopien weite Verbreitung fanden. Was zuvor radikal unzugänglich war, war nun in höchstem Maße verfügbar, verbreitbar, analysierbar – was nichts anderes bedeutet, als dass die Filme nun in einem post-cinematischen Dispositiv zu operieren begannen.

Die Tatsache, dass sich Debords abschließende, Medialität reflektierende Intervention auf das

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