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Das filmische Subjekt der Wüste

Einen spezifischen Typus des Mediensubjekts elaboriert Smithson über einen Zeitraum von mehreren Jahren. In seinem Essay »A Cinematic Atopia«[61] von 1971 präsentiert Smithson das vorläufige Ergebnis dieser Entwicklungsarbeit, den »ultimativen Kinogänger«: eine schläfrige Figur von radikaler Passivität und Rezeptivität, die keine Unterscheidungen mehr kennt, nur noch ein »endloses Verschwimmen« der Filme. Der Ort dieses Modell-Filmmenschen ist ein Kino, das in einer Höhle oder einer verlassenen Bergwerksmine einzurichten wäre. In diesem Vorführraum soll nur ein einziger Film laufen: ein Film, der den Bau des Kinos selbst zeigt. Smithson legt viel Wert auf die »prähistorische« Ausgestaltung seines Höhlenkinoambientes. Über dessen Design aus rohen Holzbalken und großen Felsbrocken macht er genaue Angaben.[62] In einer Bleistiftzeichnung mit eingeklebtem Zeitschriftenfoto von 1971 wird die Höhlenkino-Idee weiter ausformuliert: Über einen engen Eingang erreicht der »movie goer«, den Smithson in Anlehnung an die Berufsbezeichnung des Speläologen (= Höhlenkundler) zum »spelunker« erklärt, den unterirdischen Vorführraum. Vor der aus dem Fels

 

geschlagenen »Leinwand« verteilen sich unregelmäßige Gesteinsbrocken als Sitzgelegenheiten. Die Kabine des Filmvorführer ist wie ein Hochsitz konstruiert. Durch schmale Schächte in der Felsdecke erreicht Tageslicht das Kino. Auf einem »Plan« für ein – nie realisiertes – »Museum betreffend Spiral Jetty«, der ebenfalls 1971 gezeichnet wurde, führt eine Wendeltreppe an salzverkrusteten Felsbrocken entlang hinab in einen unterirdischen Projektionsraum. Hier sollte der Film »Spiral Jetty« gezeigt werden. Es ist auf mögliche architektonische Vorbilder für den Plan eines solchen unterirdischen Kinos hingewiesen worden – auf die höhlenähnlichen skulpturalen Architekturen von Tony Smith oder auf Philip Johnsons »underground museum« (Smithson) in Connectitut. Ebenso aber kommen die populärdidaktischen Environments von Natur- und Themenparks als Modelle in Betracht. Oder die prähistorisch-modernistischen Räumlichkeiten aus der Zeichentrickserie »The Flintstones«, die seit September 1960 im US-Fernsehen zu sehen war.[63] 1966 hatte Smithson in einem Artikel bereits von Künstlern berichtet, die eine »infinite number of movies« gesehen hätten. Diese Künstler fahren nicht aus der

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