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Stadt heraus und studieren die Landschaft, sondern besuchen die Kinos der 42nd Street. Dort schauten sie sich Filme wie »Horror at Party Beach« (Del Tenney, 1964) oder andere Trashproduktionen aus dem Horror- oder Science- Fiction-Genre an. »Derartige Künstler haben Röntgenaugen, sie durchschauen diese ganze klumpige Masse, die heutzutage als ›tief und profund‹ durchgeht.«[64] Die »Röntgenaugen«[65] ermöglichen den Künstlern alles Aufgesetzte und die leere Sophistication zu durchschauen. Mit ihrem technisch-wissenschaftlich entwickelten Sensorium durchdringen diese modernen Primitiven die kulturellen Prätentionen der High-Brow-Haltung. Science Fiction und Horror immunisieren gegen die Versuchungen der vermeintlichen »Hochkultur«. Der Röntgenaugen-Künstler ist ein Cyborg, der die Seele und den Sinn nicht vermisst und sich stattdessen dem Studium der Geomorphologie der low culture widmet. Für das Verständnis von Smithsons Kulturtheorie ist dieses (Selbst-)Bild eines post-humanen Primitiven mit optischen Prothesen nicht unwichtig. Es bleibt nicht die einzige Persona, die sich der Künstler zulegt, aber die

 

Positionierung außerhalb der kulturellen Wertegebäude und humanistischen Subjektokonzeptionen ist Teil eines Programms der Entdifferenzierung von historisch und sozial »gemachten« Hierarchien. Dabei sind diese Röntgenaugenkünstler durch ihre Vorlieben konditioniert: wer Horror mag, ist eher der emotionale Typ, wer sich zu Science Fiction hingezogen fühlt, erhält das Attribut »perceptive«. Für sein Bild vom Künstler-im-Kino verwirft Smithson Annahmen von Autonomie und Freiheit, also auch die idealistischen Aspekte der Philosophie des Subjekts. Man könnte von einer Prozedur der Aushöhlung sprechen, von der systematischen Herstellung einer zentrumslosen Leere, von einer Bewegung auf den »Nullpunkt«, den degré zero hin, die sich im Zentrum Nachkriegsmoderne vollzieht – bei Roland Barthes, Samuel Beckett, John Cage, Andy Warhol, J.G. Ballard und vielen anderen. Smithson quälen dabei kaum Verlustängste. In zwei Texten aus der Zeit um 1967/68 feiert er etwa das Ende der Charakter-Schauspielerei bei Alfred Hitchcock und Roger Corman. In den Filmen der beiden Regisseure würden sich die Schauspieler wie Androiden in einer Kulisse aus zeitloser Artifizialität bewegen.[66] Und dem entleerten Schauspieler steht

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