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Themenicon: navigation pathKunst und Kinematografieicon: navigation pathImmersion/Partizipation
 
Electric Earth (Aitken, Doug), 1999
 
 
 

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Doug Aitken

Das ›Hineinnehmen‹ des Betrachters in das Werk erweist sich auf verschiedenen Ebenen als charakteristisch für die künstlerischen Auseinandersetzungen mit den Bedingungen der cinematischen Medien. Weniger in kritischer Distanz zu den Medienpraktiken einer längst verinnerlichten Hollywoodästhetik, sondern in Aneignung und Steigerung ihrer Techniken, spekuliert Doug Aitken mit der totalen Sinnesabsorption des Publikums. Indem er die Besucher seiner Installationen auf eine fiktive Reise durch passagenartige Bildszenarien schickt, macht er die Illusionswirkung zum eigentlichen Fluchtpunkt des optischen Verlangens. Seine cinematischen Landschaftsausblicke, die sich wie Fata Morganas in überwältigenden Bildpanoramen eröffnen und deliröse Seh- und Raumerlebnissen wie Rauschzustände erzeugen, lassen sich bestenfalls mit dem Wort »vaste« aus Baudelaires »Gedicht über Haschisch« im Sinne einer grenzüberschreitenden Erfahrung von Unermesslichkeit fassen. Das Faszinosum, in eine ›andere Realität‹ einzutreten, ohne sich von den Koordinaten der ›real world‹ grundsätzlich zu

 

verabschieden. Dieser immersive Charakter, der schließlich auch für viele Netzbenutzer ausschlaggebend ist, die sich mittels einer Stellvertreterfigur durch künstlich generierte Raumsysteme navigieren, ist in die rahmen- und raumsprengende Bildrhetorik von Aitkens Videoinstallationen als kultureller Erfahrungshorizont eingeflossen. Umgeben von Bildkulissen, die sich aus cinephilen Projektionen exotisch-mysteriöser Schauplätze und urbaner Landschaften zusammensetzen, erliegt das Publikum dem immersiven Sog des Bilderzaubers, der weniger auf die Offenlegung der Wirkungsweisen des filmischen Illusionismus abzielt, als den Erlebnischarakters absoluter Gegenwärtigkeit des Bildgeschehens beschwört und die Besucher selbst im Glorienschein einer Filmszene erstrahlen läßt, so dass sie denselben elektrisierenden Effekt verspüren, den der Protagonist in Aitkens »Electric Earth« (1999) als das ultimative Einswerden mit seiner Umgebung beim Tanzen schildert: »A lot of times I dance so fast that I become what surrounds me, that’s like food, that’s like I absorb the images, absorb the information, that’s like I eat it. That’s the only now I get.« [19]

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